Wer das eine oder andere hochwertige Bad mit Naturstein auskleiden möchte, kann dies sicher mit herkömmlichen Werkzeugen und viel handwerklicher Leistung schaffen – vorausgesetzt er hat hierfür die geeigneten Steinmetze bei der Hand. Kommen Keramik oder Engineered Stone ins Spiel, werden maschinelle Kapazitäten schon wichtiger. Regelmäßige derartige Projekte oder gar eine Spezialisierung auf den Bäderbau sind hingegen ebenso wenig ohne Großmaschinen machbar wie größere Bauvorhaben, bei denen etliche Bäder gefertigt und oft genug auch noch viele weitere Teilbereiche mit Stein ausgestattet werden müssen.
Allein schon wegen der häufig erforderlichen minimalen Toleranzen geht bei derartigen Betriebsausrichtungen heutzutage an einer Wasserstrahlschneidmaschine kaum ein Weg vorbei. Die Anlage sollte über fünf Achsen, ein ausreichend großes Schneidfeld und einen funktionierenden Winkelfehlerausgleich verfügen. Da im Notfall keine andere Maschine die Wasserstrahlaufgaben übernehmen kann, haben professionell aufgestellte Unternehmen meist zwei Maschinen im Einsatz. Diese Empfehlungen lassen sich nahezu eins zu eins auf Bearbeitungszentren und Sägen übertragen: Auch hier sind heute fünf Achsen Pflicht und auch hier sind jeweils zwei baugleiche Anlagen ratsam. Dass all diese Maschinen CNC-gesteuert und softwaremäßig miteinander vernetzt sowie prozessoptimiert angeordnet aufgestellt sein sollten, versteht sich von selbst. Kantenautomaten geraten bei einer Bäderbau-Spezialisierung ein wenig in den Hintergrund, lassen sich aber ebenfalls perfekt in das Maschinenensemble integrieren. Die Entscheidung für Tisch- oder Bandkantenmaschinen hängt stark von der Häufigkeit der eingesetzten Materialstärken und -arten ab. Wie wir im folgenden Fall sehen werden, ist es durchaus möglich, CNC-gesteuerte fünfachsige Drehkopf-Brückensägen soweit aufzurüsten, dass diese nahezu CNC-Bearbeitungszentren ersetzen. Wir stellen Ihnen ein Unternehmen vor, dass zwar kein typischer Bäderbau-Betrieb ist, aber in seinen höchst anspruchsvollen Projekten beinahe täglich auch mit den Herausforderungen konfrontiert ist, die das Schaffen und Montieren von steinernen Wohlfühloasen mit sich bringt. In diesem Zusammenhang präsentieren wir mit der Biesse-Gruppe auch einen Maschinenhersteller, der das gesamte oben aufgelistete Spektrum abdeckt und sinnvoll vernetzt anbieten kann – von verschiedenen Sägen über Bearbeitungszentren, Wasserstrahlanlagen und Kantenautomaten bis hin zum automatischen Lager- und Handlingsystem.
Zauberformel Exzellenz
In Hotels, Residenzen und auf Yachten, bei denen Standardlösungen nicht ausreichen, ist KMD Natursteine GmbH zu Hause. Das Unternehmen aus dem thüringischen Gotha hat sich in den letzten gut 20 Jahren den Ruf erworben, Speziallösungen auf höchstem Niveau anbieten zu können – auch und gerade im Bäderbau. Wer sich stets aufs Neue der Herausforderung stellt, das Limit des technisch Möglichen auszuloten, braucht einen Maschinenpartner an seiner Seite, der mit seinem Fachwissen und seinen Erfahrungen hilft, Lösungsansätze für knifflige Aufgabenstellungen zu erarbeiten. Carsten Steinbrecher und Sebastian Schilling, die beiden KMD-Geschäftsführer freuen sich daher, in der Biesse-Gruppe einen kompetenten Lieferanten gefunden zu haben, der auch mal um die Ecke denken kann und bereit ist, außergewöhnliche Realisierungen auf seinen Maschinen umzusetzen.
Nachdem die KMD-Natursteinprofis beim ersten komplett erledigten Hotelprojekt, dem Ritz Carlton in Berlin bewiesen hatten, dass sie den Ansprüchen im Luxussegment gewachsen waren ist es ihnen gelungen, sich als einer von wenigen steinverarbeitenden Betrieben im hochwertigsten Innenausbau zu etablieren. Das folgende Wachstum basierte weitgehend auf Empfehlungen, wie Carsten Steinbrecher ausführt. So hätten die Architekten des Ritz nach Inaugenscheinnahme der KMD-Arbeiten gefragt, „ob wir nicht auch die Natursteinarbeiten in den darüber gelegenen Luxuswohnungen ausführen wollen“. Nach und nach habe sich dann bei Innenausbauern, Planern und Designern herumgesprochen, dass bei KMD neben der handwerklichen Präzision auch eine besondere Flexibilität und Professionalität vorhanden sei. 2006 habe man – über einen Innenausbauer – auch das erste Yachtprojekt erhalten und sich dort ebenso profilieren können.
Empfehlungskriterium umfassende Kundenbetreuung
Auch in der Yachtbauszene nämlich sprach sich die außerordentliche Qualifikation des Unternehmens schnell herum, so dass KMD heute bevorzugter Partner international renommierter Designer und Werften geworden ist und Steinausstattungen für mehrere Luxusschiffe jährlich fertigt sowie diese auch montiert. Laut Steinbrecher gilt es für KMD auf großen Schiffen meist etwa zehn Bäder auszustatten – und bei einer aktuellen Referenz seien es gar 36 Räume auf einer Yacht, in der KMD sich mit ihren Natursteinarbeiten verewigt hat. Jana Klein, Assistentin der Geschäftsführung und bei KMD zuständig für Marketing betont, dass ein wichtiges Empfehlungskriterium die Full-Service-Betreuung der Kunden ist: „Wir stehen unseren Auftraggebern von der Anfrage über die Materialauswahl – gerne auch in den Steinbrüchen in aller Welt – und für die Erstellung der Designs bis zur Produktion und dem Einbau anforderungsgerecht zur Verfügung“. Hierüber berichteten wir auch bereits in STEIN 11/2021. Unter den aktuell 110 Mitarbeitern sind allein 18 Konstrukteure, darunter einige Architekten, die den Kunden perfekte 3D-Renderings für die Planung liefern.
Damit dies optimal gelingt, werden die auftragsbezogen eingekauften Rohplatten am Wareneingang nicht einfach nur gelabelt und fotografiert, sondern einzeln in eine Fotostation Marke Eigenbau gefahren, die einem Fotostudio mit farbneutraler Moltoneinrichtung, Blitzanlage, Schirmreflektoren und natürlich SLR-Kamera gleicht. Die millimetergenau kalibrierten Fotos werden später zu Layoutzwecken eingesetzt, beispielsweise um spezielle Maserungsverläufe zu illustrieren.
Maschinelle Flexibilität für außerordentliche Aufträge
Ursprünglicher Plan der Gothaer Gründer Jens Kalis, Wiebke Mohr und Thomas Dietz war es 1999, Fertigarbeiten aus Naturstein zu produzieren. Sie bauten eine eigene Produktion auf, zunächst mit Waschtischserien für Fertigbadhersteller. Aus dem reinen Liefergeschäft wurde zudem rasch ein Komplettangebot inklusive Montage. Mit unternehmerischem Weitblick hatten die Gründer bereits kurz nach der Firmengründung die erste Flow-Wasserstrahlanlage angeschafft und den Maschinenpark sukzessive dem wachsenden Bedarf angepasst.
Brand Sales Manager Andreas Lohse und Gebietsverkaufsleiter Jens-Uwe Kuchta von Intermac, beide ehemalige Weha-Mitarbeiter, können sich noch gut an die erste Bravo-Brückensäge erinnern, die den Start der maschinellen Zusammenarbeit mit KMD markierte. „Als Werkzeuglieferant haben wir immer als erstes erfahren, welche neuen Anforderungen entstanden und darauf reagieren können“, berichtet Kuchta, der 2018 von Weha zu Intermac wechselte, aber Gebiet und Maschinen behielt. Heute stehen in der KMD-Maschinenhalle unter anderem zwei Donatoni Sprinter Sägezentren und eine Zenit-Kalibrier- und Poliermaschine, die bei KMD in der Ausführung allerdings mehr als Drei-Achs-Bearbeitungszentrum genutzt wird. Die äußerst flexible Maschine passt besonders gut zu den ebenso flexiblen Bedürfnissen von KMD, wo eine Komplettlösung zur Bearbeitung besonders empfindlicher Oberflächen sowie die Anfertigung von Sonderformteilen, Mosaiken und Intarsien gefordert ist.
Übertroffen wird diese Flexibilität noch von den beiden CNC-Brückensägen, mit deren Drehköpfen Produktionsleiter Lars Gewalt und seine Mitarbeiter wahre Zauberkunststücke vollbringen. Vor 19 Jahren begann er als Quereinsteiger bei KMD. Die Maschinenbedienung erlernte er durch Know-how-Transfer im Unternehmen und entwickelte diese weiter. Er bezeichnet sich heute als „theoretischen Lösungsfinder“, der mit seinem Team dafür sorgt, dass Verarbeitungslösungen auch für die kompliziertesten Aufgabenstellungen gefunden werden. Entweder entwickelt er mit seinen Maschinenbedienern und der Arbeitsvorbereitung neue Lösungen oder erarbeitet notwendige Werkzeuge zusammen mit den Werkzeug- und Maschinenlieferanten. Als es etwa um die Herausforderung ging, auf der Zenit-Poliermaschine Bodenplatten mit einer weichen unregelmäßigen wellenförmigen Oberfläche für ein Bad der Extraklasse herzustellen, ließ er sich nicht von der Antwort entmutigen, dass dies nur von Hand, aber nicht auf der Maschine möglich sei. In Zusammenarbeit mit Intermac entwickelte der 42-jährige eine technische Lösung, mit der die Bearbeitungsaufgabe auch maschinell umgesetzt werden kann.